Rettete ihre Söhne, kam aber selbst im KZ Ravensbrück um: Viktoria Teller (1910-1942)
1938 war Viktoria Teller 28 Jahre alt und ledige Mutter von zwei Söhnen, mit denen sie in der Nähe der Kastanienallee in Berlin Prenzlauer Berg wohnte. Als sie dort bei den Novemberpogromen an einem Uhrmachergeschäft vorbeikam, das demoliert und dessen Inhaber gequält wurde, ging sie empört dazwischen. „Du bist bestimmt selbst so`ne Jüdin“ riefen Passanten – und hatten damit fast recht.
1910 wurde Viktoria Teller in eine orthodox jüdische Familie mit zehn Kindern hineingeboren. Aber sie war seit 1937 Christin, denn sie hatte sich zusammen mit ihren Söhnen, geb. 1930 und 1936, in der Messiaskapelle taufen lassen. Im Taufbuch gibt es keine Angaben zu den Vätern. Sie brachte die Kinder allein durch mit ihrer Arbeit als Kontoristin in einer Konservenfabrik.
Bei der Volkszählung 1939 gab sie tapfer an, die Vätern seien „arisch“, ohne deren Namen zu nennen. Damit gab sie zu, gegen die seit 1935 geltenden Rassegesetze verstoßen zu haben. Das „Blutschutzgesetz“ wertete Geschlechtsverkehr zwischen Juden und „Ariern“ als „Rassenschande“. Ihr jüngster Sohn war also widerrechtlich gezeugt. Deswegen wurde sie bereits Ende 1939 ins KZ Ravensbrück eingeliefert und Anfang 1942 ermordet. Ihre beiden Söhne überlebten als „Mischlinge 1. Grades“ unter dramatischen und traumatisierenden Umständen. Z.T. erfuhren sie Hilfe von Christen wie ihren Taufpaten, die sie für einige Zeit aus dem Waisenhaus holten. Aber im Wesentlichen waren die 1945 neun und fünfzehn Jahre alten Jungen all die Jahre auf sich allein gestellt, von Gott und der Welt verlassen.