Mutter und Tochter deportiert und ermordet: Mathilde Müller, gesch. Willdorff (1988-1943) und Margot Willdorff (1919-1943)
1934 lag der Evangelischen Kirchengemeinde Johannisthal ein Antrag von Mathilde Müller vor, zusammen mit ihren vier Kindern getauft zu werden. Doch das wurde verwehrt. „Die Zulassung der Jüdin Matthilde (sic!) Müller und ihrer erwachsenen Kinder zur Taufe wird aus grundsätzlichen Bedenken abgelehnt“ verzeichnet das Protokollbuch des Gemeindekirchenrates. Blanker Rassismus gab den Ton an, denn in der Gemeinde herrschten die nationalsozialistischen Deutschen Christen.
Jedoch fanden die Abgewiesenen einen Taufort in der Messiaskapelle, wo Mathilde und die beiden jüngeren Kinder Margot und Heinz 1934 und 1935 getauft wurden. Ihr zweiter Ehemann stand Pate bei den Taufen. Ob oder falls ja wo die beiden älteren Kinder getauft wurden, ist unbekannt.
Mathilde lebte nach der Trennung von ihrem ersten Mann Friedrich Willdorff, der Jude war, zusammen mit ihren Kindern Margot und Heinz bei ihrem neuen, „arischen“ Ehepartner Hermann Müller in Treptow. Die Ehe mit einem „Arier“ wäre ein gewisser Schutz vor Verfolgung gewesen, aber Hermann Müller starb 1938 an Tuberkulose.
1943 wurde Mathilde Müller mit ihrer Tochter Margot deportiert. Ihr Sohn Heinz überlebte wohl.-. Von ihren älteren Kindern wurde Rudolf deportiert, ihre Tochter Friederike nicht.
Anlässlich der Verlegung von Stolpersteinen für die Ermordeten in Treptow im Jahr 2006 sagte Pfarrer i.R. Iskraut: „Ich erfuhr mit tiefer Scham, dass der Gemeindekirchenrat unserer Evangelischen Kirchengemeinde Johannisthal in den Jahren 1933 und 1934 zwei jüdischen Familien die Taufe verweigert hat. Wer soll das verstehen können?“ Er wünsche sich, Nachfahren von Überlebenden eines Tages an diesen Stolpersteinen die Hand reichen zu dürfen.