02/07/2024 0 Kommentare
Berliner Leichen-Museum geht gegen Verbot in Berufung
Berliner Leichen-Museum geht gegen Verbot in Berufung
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Berliner Leichen-Museum geht gegen Verbot in Berufung
Der Rechtsstreit um das Berliner "Menschen Museum" mit präparierten Leichen am Alexanderplatz geht weiter. Die Museumsbetreiber kündigten am Montag an, gegen das Verbot der Ausstellung von zehn Ganzkörperplastinaten, die nicht eindeutig individuellen Toten zuordenbar sind, vorzugehen. Das Verwaltungsgericht hatte in seinem Urteil im September die eindeutige Zuordnung der Exponate gefordert. Zur Durchsetzung des Urteils reagierte das Bezirksamt Mitte mit einer Verbotsverfügung für die zehn beanstandeten Leichen. Dagegen will Kuratorin Angelina Whalley nun beim Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg in Berufung gehen.
Seit Donnerstag war das Museum zum Umbau der Ausstellung geschlossen. Die kritisierten Exponate wurden inzwischen mit goldener Folie verhüllt. Daneben zeigt jeweils eine große Fotografie das Exponat unverhüllt. Auf einem Zettel steht beispielsweise "Zensiert durch das Bezirksamt".
Whalley warf dem Bezirksamt Mitte im Zusammenhang mit dem seit bald drei Jahren dauernden Rechtsstreit "Behördenwillkür" vor. Es gehe ihm nicht um die Sicherstellung von Recht und Ordnung, sondern einfach nur darum, das Museum zu verhindern. Ansonsten hätte das Bezirksamt die endgültige juristische Klärung abgewartet. Ein sichtlich bewegter Gunther von Hagens, der als Begründer der Plastinationstechnik von Leichen gilt, sprach von einem "kulturpolitischen Trauerspiel". Er fühle sich zeitweilig in die DDR zurückversetzt, sagte Hagens. Am Nachmittag wollte eine Gruppe von "Körperspendern" vor dem Museum für den Erhalt der Ausstellung demonstrieren.
Laut dem Urteil des Verwaltungsgerichtes verstößt die umstrittene Ausstellung plastinierter Leichen und Körperteile nicht grundsätzlich gegen das Berliner Bestattungsgesetz. Voraussetzung für eine weitere Öffnung sei allerdings, dass für jedes Exponat eine ausreichende Einwilligungserklärung des Körperspenders vorliegt. Damit gab das Gericht den Museumsbetreibern teilweise Recht. Sie hatten gegen das Berliner Bezirksamt Mitte geklagt, weil dieses die Ausstellung komplett verbieten will.
Unterstützung holten sich die Museumsbetreiber von Philosophieprofessor Franz Josef Wetz von der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch Gmünd. Er warf dem Bezirksamt vor, in seiner Argumentation den "postmortalen Würdeschutz" der Leichen als "Deckmantel für Behördenwillkür" zu nutzen. Würde die Forderung nach Einzelverfügungen für die ausgestellten Plastinate ernst genommen, hätte dies weitreichende negative Konsequenzen für anatomische Sammlungen an Universitäten und Kliniken wie die Charité. Kritik an dem Museum mit präparierten Leichen kommt auch von der Kirche.(epd)
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