Erste konservative Rabbinerordination nach 1945 in Deutschland

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Erste konservative Rabbinerordination nach 1945 in Deutschland

Das europaweit einzigartige Potsdamer Rabbinerseminar Zacharias Frankel College ordiniert am Sonntag in Berlin seine erste Absolventin. Die Ordination sei die erste nach der konservativen jüdischen Tradition in Deutschland nach dem Holocaust, sagte Rabbiner Brad Artson, Dekan des 2013 eröffneten Seminars, am Donnerstag in Berlin. Die aus Baden-Württemberg stammende 42-jährige Nitzan Stein Kokin werde zunächst in den USA als Rabbinerin arbeiten.

Die Ordination habe eine große Bedeutung für das jüdische Leben in Europa, sagte Artson. Die konservative Rabbinerin Gesa Ederberg betonte, sie habe vor 20 Jahren für ihre Ausbildung noch ins Ausland gehen müssen und sich nicht träumen lassen, dass so bald Ordinationen auch in Deutschland möglich würden. "Das ist ein Riesenschritt", sagte Ederberg, die die neue Rabbinerin ausgebildet hat.

Sie freue sich sehr über die Ordination und betrachte sie als großes Privileg, sagte Stein Kokin, die aus Ittersbach bei Karlsruhe stammt und bisher als jüdische Religionslehrerin in den USA gearbeitet hat.

Das Zacharias Frankel College wurde in Zusammenarbeit mit der Leo Baeck Foundation aufgebaut und steht unter der religiösen Leitung der "Ziegler School of Rabbinic Studies" in Los Angeles in den USA. Zum Rabbinatsstudium gehören eine akademische und praktische Ausbildung. Die angehenden Rabbiner absolvieren ihre Ausbildung in einem Master-Studiengang an der School of Jewish Theology an der Universität Potsdam.

Das Potsdamer College ist nach Rabbiner Zacharias Frankel (1801-1875) benannt, der 1854 das Jüdisch-Theologische Seminar in Breslau im heutigen Polen eröffnete und die konservative Strömung des Judentums geprägt hat.

Die "Leo Baeck Foundation" wurde 2001 aus Anlass des 50. Todestages von Rabbiner Leo Baeck (1873-1956) errichtet. Sie soll durch die Förderung rabbinischer Studien das Judentum in Europa festigen und ausbauen sowie den interreligiösen Dialog fördern.

Anders als im orthodoxen Judentum müssen Rabbiner der konservativen und liberalen jüdischen Konfessionen Hochschulabschlüsse nachweisen, um offiziell anerkannt zu werden und Ämter in jüdischen Gemeinden übernehmen zu können.

Ziel des im 19. Jahrhundert in Deutschland entstandenen konservativen Judentums ist es, die jüdischen Traditionen nach modernen Grundsätzen auszurichten. Die Tora wird ebenso wie im liberalen Judentum nicht wörtlich ausgelegt. Die Strömung versteht sich als Mittelweg zwischen jüdischer Orthodoxie und klassischer jüdischer Reformbewegung. Die erste konservative Rabbinerin wurde 1985 in den USA ordiniert. (epd)

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