Internationale Gegenwartskunst trifft auf das geistige Denkmodell Martin Luther: Das ist der Ausgangspunkt der Ausstellung „Luther und die Avantgarde“, die die Stiftung für Kunst und Kultur
e.V. in Kooperation mit dem Reformationsjubiläum 2017 e.V., der Evangelischen
Kirche von Kurhessen und Waldeck und der Stiftung St. Matthäus vom 19. Mai bis
17. September 2017 präsentiert.
Eröffnet wird der Berliner Teil der Ausstellung mit den herausfordernden Bildentwürfen der in London lebenden Künstler Gilbert & George am 19. Mai um 19 Uhr in der St. Matthäus-Kirche (Matthäikirchplatz 1, 10785 Berlin) durch Bischof Dr. Markus Dröge, Dr. Margot Käßmann,
Botschafterin für das Reformationsjahr 2017 und den Direktor der Stiftung St.
Matthäus, Pfarrer Christhard-Georg Neubert. Die Einführungsrede hält der
Philosoph und Schriftsteller Peter Sloterdijk. Auch das Künstlerpaar Gilbert
& George wird anwesend sein.
Die Ausstellung in der St.Matthäus-Kirche präsentiert die berühmten „Scapegoating Pictures“, deren zentrale Themen Krieg, Religionskonflikte, Sex und Gewalt, Fragen konkurrierender Lebensentwürfe sind. „Wir haben Gilbert & George eingeladen, weil wir meinen, dass es zu den friedenstiftenden Aufgaben der Kirche gehört, gefährliche Feindbilder zu benennen, abzubauen und zur Versöhnung beizutragen, ohne die Wirklichkeit schön zu reden“, erläutert Christhard-Georg Neubert.

Während des Kirchentages plant die Kulturstiftung St. Matthäus ein eigenes Programm: Christhard-Georg Neubert führt am 25. Mai 2017 um 20 Uhr ein Religionsgespräch zu den Sündenbock-Bildern von Gilbert & George mit der Theologin Dr. Petra Bahr, dem Kunsttheoretiker
Prof. Dr. Bazon Brock und dem Philosophen Prof. Dr. Jean-Pierre Wils.
Vom 25. Juni bis 30. Juli 2017 befasst sich eine Predigtreihe in der St. Matthäus-Kirche – den Titel der Ausstellung aufnehmend - mit dem Begriff des „Sündenbocks“. Zu den Predigern
gehören Propst Dr. Christian Stäblein, PD Dr. Eva Harasta, Prof. Dr. Christoph
Markschies und Pfarrer Hannes Langbein.
Die Ausstellung „Luther und die Avantgarde“ findet zeitgleich
an drei Orten statt: In Wittenberg, Kassel (Karlskirche - zeitgleich zur
Documenta) und Berlin (St. Matthäus-Kirche). Zentraler Ausstellungsort ist das
ehemalige Gefängnis in Wittenberg, das eigens für die Ausstellung in Stand
gesetzt und öffentlich zugänglich gemacht wurde. Rund 70 internationale Künstlerinnen
und Künstler setzen sich mit impulsgebenden Gedanken der Reformation
auseinander, die bis heute nicht an Aktualität verloren haben; unter anderen werden
Arbeiten von Ai Weiwei, Christian Boltanski, Monica Bonvicini, Olafur Eliasson,
Richard Jackson, Markus Lüpertz, Jonathan Meese, Luise Schröder, Pascale Tayou
und Günther Uecker zu sehen sein.

© Gilbert & George, ASTRO STAR 2013, aus der Serie „SCAPEGOATING PICTURES