02/07/2024 0 Kommentare
Zahl der Berliner Kältehilfe-Schlafplätze erreicht Rekordwert
Zahl der Berliner Kältehilfe-Schlafplätze erreicht Rekordwert
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Zahl der Berliner Kältehilfe-Schlafplätze erreicht Rekordwert
Die Zahl der Obdachsuchenden hat in Berlin in diesem Winter einen neuen Höchststand erreicht. So haben mit rund 105.000 Wohnungslosen über 20.000 Menschen mehr das Angebot der Berliner Kältehilfe in Anspruch genommen als noch im Jahr zuvor, wie die Berliner Caritas-Direktorin Ulrike Kostka am Donnerstag in der Hauptstadt sagte. Der Berliner Senat hatte zuvor das Schlafplatz-Angebot ausgeweitet. Nach Ansicht des Diakonischen Werkes Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz besteht dennoch weiter Handlungsbedarf.
Laut Kostka standen den Berliner Wohnungslosen in der Zeit zwischen 1. November 2015 und 31. März 2016 mit 35 Angeboten sechs Einrichtungen mehr zur Verfügung als noch im Jahr zuvor. Davon seien 22 täglich geöffnete Notübernachtungen und 13 Nachtcafés gewesen. In Schlafplätzen umgerechnet habe dies einem Zuwachs von 226 Übernachtungsplätzen pro Nacht entsprochen. Insgesamt habe die Kältehilfe somit 760 Plätze bereitstellen können, sagte sie. Finanziert wurde die Aufstockung vom Berliner Senat.
Insgesamt könne die Caritas-Direktorin eine "positive Bilanz" nach dieser Kältehilfesaison ziehen. Demnach habe nicht nur der Senat die langjährigen Forderungen der Wohlfahrtsverbände nach einer Erhöhung der Schlafplatz-Kapazitäten erhört. Auch die befürchtete zusätzliche Belastung für das Hilfsprogramm aufgrund der Flüchtlingssituation habe sich nicht bewahrheitet: "Es gab keine Konkurrenz zwischen der Flüchtlingshilfe und der Kältehilfe", sagte Kostka.
Die Berliner Diakonie-Direktorin Barbara Eschen zieht eine eher zurückhaltendere Bilanz. Die Unterstützung des Senats sei zwar begrüßenswert. Die durchschnittliche Auslastung der Einrichtungen um rund 91 Prozent zeige aber auch, dass diese "bitter nötig" gewesen sei. Denn: "Die Not in der Stadt nimmt zu." So führe besonders die "Verengung des Wohnungsmarktes" dazu, dass Menschen immer leichter in die Obdachlosigkeit gerieten. Gerade an besonders kalten Tagen hätten sich die Kapazitäten zudem schnell erschöpft.
Viele der Obdachlosen in den Notschlafstellen litten an psychischen oder Suchterkrankungen, sagte Eschen. Ein Teil der Hilfesuchenden stammte aus anderen EU-Ländern und sei bei der Arbeitssuche in Deutschland gescheitert. Entsprechend prekär seien auch die Lebensverhältnisse der Menschen, da bei ihnen eine medizinische Regelversorgung häufig nicht greife. Die Diakonie-Direktorin fordere daher, "eine gut ausgestattete und auskömmlich finanzierte niedrigschwellige medizinische Versorgung für alle obachlosen Menschen, unabhängig von ihrer Herkunft."
Zudem müsse der Berliner Senat auch in den kommenden Wintern mindestens 700 Schlafplätze für Obdachlose bereitstellen und finanzieren, mahnte Eschen. Dafür sei eine Unterstützung von zumindest 25 Euro pro Übernachtung und Schlafplatz notwendig. In den vergangenen Jahren hatte der Senat das Hilfsprogramm mit einem erstatteten Tagessatz von 15 Euro gefördert. In diesem Winter war die Zuwendung erstmalig auf die geforderten 25 Euro erhöht worden.
Die Berliner Kältehilfe wurde 1989 gegründet und ist das bundesweit größte Hilfsangebot für obdachlose Menschen in der kalten Jahreszeit. Für diese werden neben Notübernachtungen und Nachtcafés unter anderem auch Beratungsstellen, Suppenküchen, Arztpraxen und Treffpunkte zur Verfügung gestellt. Hauptträger des Hilfsprogramms sind Caritas und Diakonie sowie die Berliner Stadtmission, die Gebewo-Soziale Dienste Berlin gGmbH und das Deutsche Rote Kreuz. Hinzu kommen Kirchengemeinden, Verbände, Vereine und Initiativen als auch viele ehrenamtliche Helfer. (epd)
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