Stefanie Hoffmann: „Am historischen Ort Zukunft gestalten“

Stefanie Hoffmann: „Am historischen Ort Zukunft gestalten“

Stefanie Hoffmann: „Am historischen Ort Zukunft gestalten“

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Stefanie Hoffmann: „Am historischen Ort Zukunft gestalten“

Seit 1. Januar 2016 ist Stefanie Hoffmann als Entsendungspfarrerin in unserem Kirchenkreis Beauftragte für die Historische Mitte. Wir haben mit ihr über diese neue Aufgabe gesprochen.

Wo genau würden Sie die historische Mitte Berlins verorten?
Stefanie Hoffmann: Das ist je nach Diskussion etwas unterschiedlich, je nachdem, worauf man den Fokus legt. Meist meint es den Bereich, den die historischen Stadtmauern umschlossen haben; grob gesagt: zwischen S-Bahn-Trasse und Spree. Für meine Arbeit sind dabei vor allem die kirchlichen Orte relevant. Was gibt es dort für Geschichte? Welche Traditionen lassen sich finden? Wie lässt sich damit eine Zukunft gestalten?
Viele Menschen, die hier in Gremien sitzen, sind Historiker. Wie fühlen Sie sich dort als Theologin?
Ich denke, es ist für diese Gremien eher gewinnbringend, dass ich fachfremd bin. Ich bringe einen anderen Blick mit, der eher auf Verknüpfung geht. Eben einen theologischen. Daneben gibt es in den Gremien auch zahlreiche anderen Professionen. Menschen aus Politik und Verwaltung zum Beispiel. Die bringen auch noch einmal eine ganz eigene Blickrichtung mit. Am Ende wird es darum gehen, all diese Perspektiven zu verknüpfen. Und dadurch, dass ich neu in all diesen Prozessen bin, kann ich gerade fürchterlich viel fragen. Das meiste sind Informationsfragen für mich. Aber Fragen bietet auch die Chance, Dinge zu hinterfragen, die irgendwann als selbstverständlich erscheinen.
Was ist das Charakteristikum der historischen Mitte?
Sie ist eine Baustelle, und das war sie schon immer vielmehr immer wieder, irgendwie unfertig. Doch das muss kein Mangel sein, es ist auf seine Art typisch für Berlin. Das Unfertige darf sich allerdings nicht verstetigen, sonst verliert es seinen Reiz.
Die Stadt hat sich schon immer neu erfunden. Abriss – Neubau – komplette Veränderung – das ist der Rhythmus, in dem Berlin pulsiert, seit Jahrhunderten. Manche Veränderungen waren sehr radikal und nicht immer so, dass sie der Bevölkerung Freude gemacht haben. Ich denke da an radikale Straßenumbauten, an Plätze, die neu geschaffen wurden, etwa als kaiserliche Triumphplätze oder als sozialistische Aufmarschplätze.
Gerade momentan ist die historische Mitte wieder in einem starken Umbruchprozess...
Ja, und genau hier haben wir als Kirche die Chance, mitzugestalten. Ich sehe mich in diesem Prozess als Teil eines Netzwerkes. Vieles ist schon auf dem Weg, wir sind im Dialog mit der Stadtverwaltung, mit der Stadtöffentlichkeit. Etwa was das Lutherdenkmal vor der St. Marienkirche angeht oder das Humboldt-Forum. Hier können wir gemeinsam etwas voran bringen.
Wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus?
Da ich erst zum 1. Januar 2016 mit der Arbeit begonnen habe, bin ich noch in der Kennenlern-Phase. Ich besuche Kirchengemeinden in der historischen Mitte, lerne die Menschen dort kennen und stelle ganz viele Fragen, um die Potenziale zu entdecken. Die kirchliche Architektur ist ein Punkt, es geht aber auch darum, mit diesen steinernen Denkmälern in so etwas wie einen Dialog zu treten,. Wie sind sie mit Leben gefüllt? Wo strahlen sie in die Stadt und die Bevölkerung hinein?. Außerdem lese ich Bücher und Akten, schaue mir alte Stadtpläne an und bin sehr viel in den Straßen zu Fuß unterwegs. Ich erlaufe mir die historischen Zusammenhänge, die alten Grenzen.
Stefanie Hoffmann, Jahrgang 1984 und in Bochum aufgewachsen, wollte sich für ein Jahr im Studium eigentlich nur mal kurz die Stadt anschauen, in der ihre Großmutter geboren wurde (und aufgewachsen ist). Mittlerweile lebt sie seit acht Jahren in der Hauptstadt. Sie hat Theologie studiert und ihr Vikariat im vergangenen Jahr in der Kaiser-Friedrich-Gedächtnis-Kirche abgeschlossen. Neben ihrer Arbeit als Beauftragte für die historische Mitte arbeitete sie an ihrer Dissertation in Alttestamentlicher Theologie über das Hohelied Salomos.

Foto: ©Dominik Wolf

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