02/07/2024 0 Kommentare
Kältehilfeperiode 2018/2019: Diakonie, Caritas und DRK ziehen Bilanz
Kältehilfeperiode 2018/2019: Diakonie, Caritas und DRK ziehen Bilanz
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Kältehilfeperiode 2018/2019: Diakonie, Caritas und DRK ziehen Bilanz
Seit 29 Jahren bieten katholische und evangelische Kirchengemeinden sowie Einrichtungen der Diakonie und Caritas Übernachtungsplätze während der Winterzeit, um Menschen vor dem Erfrierungstod zu bewahren. Dank der Unterstützung durch die Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales, den Berliner Bezirken und mithilfe zahlreicher Ehrenamtlicher können diese Notunterkünfte und Anlaufstellen zur Verfügung gestellt werden. Zum ersten Mal startete die Kältehilfe bereits im Oktober, also einen Monat früher. Zum zweiten Mal stehen auch bis Ende April noch über 500 Plätze bereit, ursprünglich endete die Kältehilfe bereits im März.
Prof. Dr. Ulrike Kostka, Direktorin des Caritasverbandes für das Erzbistum Berlin: „Rund 1200 Übernachtungsplätze wurden in der Kältehilfesaison 2018/2019 bereitgestellt. Dass so viele Notübernachtungsplätze notwendig sind ist besorgniserregend, denn die Kältehilfe ist seit jeher ein Seismograf für Entwicklungen in unserer Stadt. Sie zeigt, dass das Elend in den letzten Jahren gewachsen ist. Diejenigen, die sich in der kalten Jahreszeit um die Menschen kümmern, stehen vor immer größeren Problemen. Die Zahl von sucht-, psychisch- und körperlich kranken Menschen nimmt zu. Das führt zu mehr Konflikten und Gewalttätigkeiten in den Kältehilfe-Einrichtungen. Hier wird einmal mehr deutlich, dass das System Kältehilfe inzwischen ein Ausfallbürge für die Nichtversorgung besonders schwieriger Personengruppen geworden ist.
Barbara Eschen, Direktorin des Diakonischen Werkes Berlin-Brandenburg- schlesische Oberlausitz fordert für Frauen spezifische und angepasste Hilfen: „Die Zahl der wohnungslosen Frauen, die auf der Straße leben, ist gestiegen. Die Auslastung der Frauennotübernachtungsplätze lag bei 50,9%. Warum ist das so? Warum kommen die Frauen nicht im Hilfssystem an? Frauen, die erkennbar wohnungslos auf der Straße leben, sind oft von psychischen Erkrankungen betroffen und brauchen weitergehende, intensive Hilfe. Denn bei Frauen sind die Gründe für die drohende oder eintretende Wohnungslosigkeit oft andere, meist gehen Frauen mit Wohnungsverlust anders um als Männer. Frauen schaffen es häufig noch sehr lange, in versteckter Wohnungslosigkeit zu leben. Ihnen sieht man die Wohnungslosigkeit nicht an. Sie brauchen Beratung und Betreuung in einem geschützten Rahmen, ohne Gewaltsituationen und langfristige, passende Hilfsangebote.“
Martina Schmidt, Sozialarbeiterin in der frauenspezifische Notübernachtung Evas Obdach - Sozialdienst kath. Frauen e.V. Berlin: „Unsere Besucherinnen sind zwischen 18 und 88 Jahre alt. Sie kommen aus den unterschiedlichsten sozialen Zusammenhängen. Im Jahresmittel sind wir jede Nacht voll belegt. Wir müssen deshalb durchschnittlich drei Frauen pro Abend ablehnen. Während der Kältehilfesaison werden wir dann durch die Kältehilfe entlastet. Es braucht eine konzeptionelle Weiterentwicklung der ganzjährigen frauenspezifischen Notübernachtungen, um auf unser diverses Klientel mit seinen speziellen Bedürfnissen einzugehen. Wir erleben immer wieder, dass unsere Besucherinnen im Wohnungslosenhilfesystem abgelehnt werden. Sie werden als „psychisch zu auffällig“ gesehen. Viele unserer Besucherinnen fallen hier durch das Regelhilfesystem und rotieren dann über Jahre von Notübernachtung zu Notübernachtung.“
Foto: © mgribbon, pixabay.de
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