Die Kirchliche TelefonSeelsorge in Berlin und Brandenburg wird 30 Jahre alt

Die Kirchliche TelefonSeelsorge in Berlin und Brandenburg wird 30 Jahre alt

Die Kirchliche TelefonSeelsorge in Berlin und Brandenburg wird 30 Jahre alt

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Die Kirchliche TelefonSeelsorge in Berlin und Brandenburg wird 30 Jahre alt

Als am 01. November 1988 in Ostberlin die „Kirchliche TelefonSeelsorge“ ans Netz ging, konnte kein Mensch ahnen, was für ein „prächtiges“ mittelständisches Unternehmen das mal werden würde. Mit 24 ehrenamtlichen Kolleginnen und Kollegen ging es los, täglich von 18.00 Uhr bis 06.00 Uhr, von der Stasi abgehört, im Verborgenen. Das ist nun 30 Jahre her.

Aktuell sind 138 ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei der KTS BB am Standort Berlin im Dienst, rund-um-die-Uhr, 24/7, wie man heute sagt. Sie sind bestens ausgebildet, in ständiger Weiterbildung und Supervision. In Zusammenarbeit mit der TelefonSeelsorge entstanden im Laufe der Jahre weitere Projekte, wie das Kinder- und Jugendtelefon, das Berliner Elterntelefon, die russisch sprachige Telefonseelsorge Doweria, die Email-Beratung, die Chat-Seelsorge, und das muslimische SeelsorgeTelefon. Von den Kirchen und deren Sozialverbänden getragen (Ausnahme muslimisches Seelsorgetelefon) geschieht hier ein wichtiger Dienst für das Gemeinwesen Berlin und Brandenburg und auch weit darüber hinaus.

Mehr als 400 Ehrenamtliche arbeiten inzwischen in unseren gemeinnützigen Projekten mit unterschiedlichen Medien. Die Nutzerinnen und Nutzer fragen uns nicht wie wir kommunizieren, sondern senden uns Ihre "Hilferufe" per Telefon, E-Mail, Facebook, WhatsApp und anderen Messenger-Apps. Die Kommunikation in dieser Welt verändert sich zusehends und wir wollen und müssen darauf reagieren, mit der Zeit gehen und uns immer wieder weiter entwickeln.

Was wird noch kommen in der digitalen Welt? Werden zukünftig sogar programmierte Roboter auf die Fragen des Lebens antworten? Oder können wir uns die menschliche Begegnung erhalten? Die Anrufer suchen nach menschlichem Kontakt, Verständnis und Mitgefühl und nicht nach konkreten vorprogrammierten Lösungen. Es sind Sorgen, die quälen, die die Anrufer nicht schlafen lassen, sie sind verzweifelt und ganz oft furchtbar einsam.

Wie kann die moderne Technik helfen den Anspruch der Seelsorge zu erfüllen, ohne dabei den menschlichen Kontakt zu verlieren? Zum 30. Jubiläum veranstaltet die TelefonSeelsorge am Samstag, den 3. November einen Fachtag mit dem großen Thema „Perspektiven für Seelsorge und Beratung im digitalen Wandel“. An diesem Tag wollen wir gemeinsam das Thema mit Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen aus vielen Seelsorge- und Beratungsbereichen bewegen. Durch Referate, Workshops, Fachvorträge und Diskussionen wollen wir uns ermutigen lassen, über Möglichkeiten und Grenzen beraten und Handlungsstrategien entwickeln.

U.F., seit über 20 Jahren im Dienst am Telefon, berichtet über ihre Erfahrungen:

Eine große Herausforderung ist für mich der Dienst in der Nacht: Die Stadt schläft, es ist dunkel. Über allem eine ganz besondere Stimmung, alle Sinne sind noch anders geschärft als beim Trubel des Tages. Besonders in den Nachtstunden haben viele Menschen niemanden, mit dem sie reden können, der ihnen zuhört und sie annimmt wie sie sind. Gerade die Anonymität und die Stille helfen ihnen, sich zu öffnen und sich uns anzuvertrauen. Über manche Probleme kann und möchte man nicht mit jemandem sprechen, der einem nahe steht. Wir hören zu, halten aus, geben unser Mit-Gefühl, versuchen vielleicht gemeinsam mit dem Anrufer erste Schritte aus der Situation heraus zu finden. In vielen Gesprächen kommen aber auch wir an unsere eigenen Belastungsgrenzen, an die Grenze des Aushaltbaren, an die Grenze zwischen Leben und Tod. Besonders diese Erfahrungen machen die TelefonSeelsorge zu einem sinnerfüllenden und sinngebenden Ehrenamt.

Foto: © rclassen / photocase.de

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