02/07/2024 0 Kommentare
Retzlow-Abendmahlskanne ist wieder im Besitz der Gemeinde
Retzlow-Abendmahlskanne ist wieder im Besitz der Gemeinde
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Retzlow-Abendmahlskanne ist wieder im Besitz der Gemeinde
Die Retzlow-Kanne ist wieder im Besitz der Evangelischen Kirchengemeinde St. Petri – St. Marien zu Berlin. „Damit ist eines unserer wertvollsten Abendmahlsgeschirre am Ursprungsort“, so Superintendent Bertold Höcker. Spenden der Cornelsen-Kulturstiftung und der Ernst von Siemens Kunststiftung haben den Rückkauf ermöglicht. Bei dem Gottesdienst am 29. Mai 2015 um 12 Uhr werden die beiden Stifter, Ruth Cornelsen, Gründerin der Cornelsen Kulturstiftung und Ehrenvorsitzende des Vorstands der Franz Cornelsen Unternehmensstiftung, und Martin Hoernes, Kunsthistoriker und Generalsekretär der Ernst von Siemens Kunststiftung, anwesend sein und die Abendmahlskanne an den Ort bringen, für den sie gemacht wurde. Auch Berlin Mittes Bezirksbürgermeister Christian Hanke wird bei dem Gottesdienst dabei sein. „Der Rückkauf dieser historischen und unglaublich wertvollen Abendmahlskanne, ist eine große Bereicherung für die Gemeinde St. Petri – St. Marien. Gerade auch im Hinblick auf den Hintergrund, dass die Retzlow-Kanne eine Stifung des im Jahr 1637 regierenden Bürgermeisters von Berlin, Heinrich Retzlow und seiner Frau Margarete Förster war, gilt diesem geschichtlichen Ereignis eine besonders wichtige Bedeutung. Vielen Dank an die Cornelsen-Kunststiftung und der Ernst-von-Siemens Kunststiftung, die diesen Rückkauf ermöglicht haben“, so Bezirksbürgermeister Hanke.
Die Retzlow-Kanne ist fast 400 Jahre alt. Sie wurde im Jahr 1632 - mitten im 30-jährigen Krieg - von Heinrich Retzlow und seiner Frau Margarete Förster gestiftet. Heinrich Retzlow wurde vier Jahre später Bürgermeister von Berlin und hatte in schweren Zeiten zu regieren: In einer kriegsgebeutelten Stadt, in der die Pest wütete und große Teile der Bevölkerung auslöschte.
Die Kanne, die das Ehepaar stiftete, ist bewusst schlicht gehalten: in wenig ausgeschmückter glattwandiger zylindrischer Form gestaltet und mit einer bis heute noch gut lesbaren Stiftungsinschrift auf vergoldetem Grund versehen. Sie wiegt etwas mehr als ein Kilo und ist innen vollständig vergoldet. Experten zufolge ist ihr Zustand einwandfrei, die Kanne wird ab sofort in der Gemeinde auch wieder als Abendmahlskanne genutzt werden. Von den Stiftern zeugt ein Epitaph (Grabdenkmal) in der Kirche - Margarete und Heinrich Retzlow wurden hier beigesetzt.
Bis in die 60er Jahre des letzten Jahrhunderts war die Retzlow-Kanne im Besitz der Kirchengemeinde St- Petri – St. Marien. Aufbewahrt wurde sie in der Stiftung Hospitäler zum Heiligen Geist und St. Georg in Berlin-Wedding. Letztmals 1969 erwähnt, verliert sich von dort aus ihre Spur. Nachdem, wie die polizeilichen Ermittlungen ergaben, bereits 2006 die Kanne auf einer polnischen Internetplattform zum Kauf angeboten wurde, erhielt die Kirchengemeinde 2010 ein direktes Angebot eines Kunsthändlers. Das Landeskriminalamt beschlagnahmte daraufhin wegen des Verdachts der Hehlerei das wertvolle Stück vorübergehend, musste es aber trotz intensiver Recherchen zu einer zweifelsfreien Klärung der Eigentumsfrage wieder frei geben.
Vor wenigen Wochen wurde die Abendmahlskanne nochmals in Berlin angeboten, dieses Mal dem Auktionshaus Villa Grisebach. Der kunst- und stadthistorischen Bedeutung gegenwärtig, trug das Auktionshaus für einen Verbleib der Kanne in Berlin Sorge und verhinderte so eine erneute Rückführung auf den Kunstmarkt. Dank der großzügigen finanziellen Unterstützung der beiden Spender konnte die Retzlow-Kanne in diesem Jahr zurückgekauft und wieder dem Abendmahlsgeschirr der Gemeinde St. Petri – St. Marien zugeführt werden. „Ein verlorener Mosaikstein der Berliner Kulturgeschichte ist wieder an seinen Platz gesetzt und bleibt dort für die Öffentlichkeit sichtbar“, sagt Martin Hoernes, Generalsekretär der Ernst von Siemens Stiftung. Mit der Förderung durch die Siemens-Stiftung komme neben der Sicherung von Kulturgut auch die Verbindung des Gründers mit Berlin zum Ausdruck „Mein Anliegen ist, Geschichte wieder erlebbar zu machen und der Vergangenheit Zukunft zu geben“ begründet die Stifterin der Cornelsen Kulturstiftung ihr Engagement für die historische Abendmahlskanne.
Foto: Villa Grisebach Berlin (Karen Bartsch, Berlin)
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