02/07/2024 0 Kommentare
Ausstellung über christliche Judenfeindschaft
Ausstellung über christliche Judenfeindschaft
# Nachrichten - Aktuelles

Ausstellung über christliche Judenfeindschaft
In der evangelischen Sophienkirche in Berlin ist ab Donnerstag die Ausstellung „Von christlicher Judenfeindschaft“ zu sehen. Auf 29 Tafeln werde anhand wiederkehrender Motive und Verschwörungserzählungen die Absurdität und Grausamkeit christlichen Judenhasses aufgezeigt, erklärte die landeskirchliche Beauftragte für Erinnerungskultur und gegen Antisemitismus, Pfarrerin Marion Gardei, zur Eröffnung am Mittwochabend. Dabei gehe es um „Generalverdachte“ gegenüber Juden wie den angeblichen Hostienfrevel, den Ritualmord, das Brunnenvergiften oder den Wucher.
Die Ausstellung umfasse alle Jahrhunderte seit Entstehung des Christentums. Die Schau ist als Wanderausstellung gedacht und kann von Kirchengemeinden, Schulen und anderen Institutionen ausgeliehen werden. Sie ist nach ihrer Eröffnung noch bis zum 24. März in der Sophienkirche zu sehen.
Der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Christian Stäblein, erklärte zur Eröffnung, die Ausstellung könne dazu beitragen, die Quellen antijüdischer Vorurteile zu erkennen. Unbegründete Vorhalte gegenüber Juden und Zuschreibungen seien bis Mitte des 20. Jahrhunderts fester Bestandteil christlicher Theologie und kirchlichen Handelns gewesen. Ein Umdenken habe erst unter dem Eindruck des Holocaust begonnen. Auch moderne Verschwörungstheorien von Rechtsextremen oder radikale muslimische Gruppen bedienten sich traditionell christlicher Klischees von Judenfeindschaft. Der Bischof sprach sich dabei erneut für die Entfernung oder - wo dies nicht möglich ist - visuelle Beseitigung sogenannter Schmähplastiken an Kirchen aus.
Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, sagte in einer Videobotschaft, die christliche Judenfeindschaft bilde „so etwas wie die “Ursuppe„ des Hasses auf Juden“. Der Bruch der frühen Christen mit ihrer jüdischen Umgebung habe zur Herausbildung einer Reihe diffamierender und herabsetzender Denkfiguren geführt, die sich zum Teil bis heute erhalten hätten.
Später seien in den christlichen Gesellschaften Europas Juden eine oftmals diskriminierte und verfolgte Minderheit gewesen. Zeugnisse des mittelalterlichen Judenhasses „beschäftigen und bewegen uns auch heute noch, wie etwa die 'Wittenberger Judensau' zeigt“, sagte Klein mit Blick auf die antijüdische Schmähplastik an der Wittenberger Stadtkirche.
Dabei schlug Klein auch einen Bogen zu aktuellen Kundgebungen zum Nahost-Konflikt: „Wer auf Demonstrationen “Kindermörder Israel„ skandiert, knüpft - bewusst oder unbewusst - an uralte antijüdische Verschwörungsmythen an.“ Mit der Ausstellung werde deutlich, „dass die Mechanismen des perfiden Judenhasses leider ein jahrhunderteüberspannendes Problem sind“.
Klein rief dazu auf, gegen jede Form des Antisemitismus aufzubegehren: „Die Bekämpfung des Antisemitismus ist nicht die Aufgabe von Jüdinnen und Juden, sondern die Pflicht der gesamten Gesellschaft.“ Die Ausstellung wurde vom Bundesinnenministerium gefördert. (epd)
Kommentare