02/07/2024 0 Kommentare
Jahreslosung 2015: "Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat zu Gottes Lob" (Römer 15,7)
Jahreslosung 2015: "Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat zu Gottes Lob" (Römer 15,7)
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Jahreslosung 2015: "Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat zu Gottes Lob" (Römer 15,7)
Es kommt auf uns an. Auf unserer Fähgikeit und unseren Willen, Vielfalt zuzulassen und Frieden zu schließen und zu halten. Lesen Sie hier die Interpretation der Jahreslosung von Pfarrer Matthias Loerbroks:
"Wir sind nach unserer Aufnahmebereitschaft gefragt. In aller Welt sind Millionen von Menschen auf der Flucht. Einige nehmen sich dieser Menschen in ihrer Not an, auch viele Kirchengemeinden tun das.
Andere reagieren feindselig. In vielen Städten gehen erschreckend viele Menschen auf die Straße, um gegen das zu demonstrieren, was sie Islamisierung des Abendlands nennen. Nun mag man sich nicht recht vorstellen, was die brüllenden Patrioten unter Abendland verstehen – es dürfte kein wohnlicher Ort sein.
Und nun werden wir auch biblisch gefragt durch das Pauluswort, das uns in diesem Jahr begleitet. Das Wort, das mit „einander annehmen“ übersetzt wird, klingt im griechischen Original deutlich stärker, aktiver. Kein bloßes Akzeptieren ist gemeint. Sondern: jemanden aufnehmen, an sich ziehen, gewinnen; jemanden fördern, jemandem zu etwas verhelfen, mit Hand anlegen.
Paulus fasst mit diesem Appell seinen langen Römerbrief zusammen, in dem es um das Zusammenleben von Juden und Nichtjuden in der Gemeinde geht. Für Paulus ist die Gemeinde eine Gemeinschaft von Verschiedenen ist, die verschieden bleiben. Eine versöhnte Verschiedenheit zwischen Juden und Nichtjuden, zwischen Israel und den Völkern ist für Paulus und die ganze Bibel die Bedingung der Möglichkeit von Frieden überhaupt, von Weltfrieden.
Und so erinnert uns die Jahreslosung auch daran, dass die Kirche aufhört, Kirche Jesu Christi zu sein, wenn sie ihre Glaubens- und Lebensbindung an das jüdische Volk sich ausreden lässt. Vor den Israelhassern – ob rechts, ob links oder aus der Mitte der Gesellschaft, ob christlich oder islamisch – kapituliert. Das wird auch in diesem Jahr ein aktuelles Thema bleiben.
Paulus appelliert an beide Seiten: nehmt einander an! Der doppelte Appell hat politische Aktualität beim Zusammenleben von Verschiedenen in unserer Stadt, in unserer Gesellschaft. Das Wort, das hier mit „annehmen“ übersetzt wird, schließt Konfrontation nicht aus, sondern ein.
Paulus fügt seinem Aufruf einen Vergleich hinzu: wie Christus uns angenommen hat. Christus hat uns nicht angenommen, weil wir so liebenswert, ihm so sympathisch sind, sondern trotz allem, was wirklich gegen uns spricht. Christus ist für uns gestorben, sagt Paulus, als wir noch gottlos, noch Sünder, noch Feinde waren (5,6.7.10) – gottfeindlich, israelfeindlich, menschenfeindlich.
Schließlich: zur Ehre Gottes. Der Gott, von dem die Bibel erzählt, setzt seine Ehre darein, Frieden zu machen: Friede zwischen Israel und den Völkern, zwischen Männern und Frauen, zwischen Mensch und Mitmensch, Friede auch in unseren friedlosen Seelen, unseren stets unzufriedenen Herzen.
Die Ehre Gottes kommt auf Erden zum Leuchten, wenn Friede ist; sie wird verdunkelt, wird verletzt, wenn Unfriede ist. Die Jahreslosung macht deutlich, dass es auf uns ankommt."
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